Extremhunger ist ein Begriff, den viele Menschen mit Essstörungen kennen.

Gemeint ist damit kein „ach jetzt habe ich aber einen großen Hunger“, das viele, wenn nicht die meisten Menschen kennen.

Extremhunger oder Heißhunger, wie er in der Medizin bezeichnet wird, beschreibt den unbändigen Drang nach Süßem, Salzigem oder Fettigem. In der Regel ist es jeweils die ungesunde Variante. Im Unterschied zum normalem starken Hunger, der sich nach und nach aufbaut und eine gewisse Zeit gut aushalten lässt, kommt der extreme Hunger sehr plötzlich und stark, wodurch es schwierig bis unmöglich ist, ihm standzuhalten.

So kommt es dann zu mehr oder minder heftigen Essanfällen oder gar Fressattacken, bei denen unkontrolliert mehrere tausende Kalorien vor allem an Kohlenhydraten verschlungen werden. Je nach Häufigkeit und Dauer spricht man dann von Bulimie (mit Kompensation) oder Binge Eating (ohne Kompensation).

Es gibt verschieden Ursachen für dieses Phänomen. Der Körper zeigt uns mit diesem Signal sehr oft, dass ihm lebensnotwendige Nährstoffe fehlen. Heißhunger kann jedoch auch ein Symptom für körperliche und psychische Erkrankungen, hormonelle Veränderungen oder Dauerstress sein. 

Extremhunger bei Nährstoffmangel

Eine Essstörung steht immer im Zusammenhang mit einem Nährstoffmangel! Ich habe Hunderte an Frauen betreut in meiner Praxis, die unter Heißhungeranfällen gelitten haben. Jede einzelne hat vor dem Auftreten der Hungerattacken

  • eine oder mehrere Diäten gemacht
  • zu wenig gegessen (Diät, kein Hunger wegen Stress / Krankheit etc.)
  • Mahlzeiten ausfallen lassen (z.B. Frühstück)
  • einseitig gegessen
  • in irgendeiner Art und Weise aus welchen Gründen auch immer die Kalorien eingeschränkt

Der daraus resultierende Nährstoffmangel führt dazu, dass der Körper irgendwann heftigst nach den fehlenden Nährstoffen verlangt – er schreit regelrecht danach! Betroffene können diesem Drang nur schwer bis nicht standhalten und stopfen sich dann gnadenlos voll. Leider behebt das die Nährstoffmängel nicht, weil sie nicht gezielt aufgefüllt werden. Und so geht es immer weiter mit dem extremen „Hunger“.

Anhaltender Stress

Dazu kommt in der Regel irgendeine Art von Stress. Dieser kann sehr vielfältig sein:

  • Probleme in der Schule / Arbeit
  • Probleme / Streit mit Eltern, Partner oder Menschen, die einem nahestehen
  • geringes Selbstwertgefühl und daraus resultierende Gedanken
  • Unzufriedenheit mit dem Körper, der Figur, dem Aussehen (auch das verursacht Stress im Körper!)
  • generell negative Gedanken
  • schlechte finanzielle Lage
  • Gesundheitliche Probleme
  • und vieles mehr…

Bei anhaltendem Stress verbraucht der Körper ein Vielfaches an bestimmten Nährstoffen, die jedoch nicht in ausreichender Form nachgeliefert (also gegessen) werden. Das Gehirn arbeitet bei chronischem Stress auf vollen Touren und braucht vor allem Neurotransmitter, damit die Kommunikation der Neuronen (Gehirnzellen) einwandfrei funktionieren kann. Es werden viele Stresshormone ausgeschüttet und damit wir all die Emotionen wahrnehmen können, die in solchen Situationen entstehen (Angst, Trauer, Einsamkeit, Hilflosigkeit usw.), werden bestimmte körpereigene Chemikalien in die Blutbahn gegeben.

Sämtliche Neurotransmitter, Hormone und weitere vom uns selbst produzierte Chemikalien kann der Körper nur herstellen, wenn er die richtige Grundlage bekommt, und das sind bestimmte Nährstoffe. Diese Nährstoffe sind jedoch nicht in Brot, Nudeln, Schokolade, Kuchen und Vollkornkräckern enthalten.

Extremhunger verdrängen oder zulassen?

Viele Betroffene versuchen, den extremen Heißhunger zu unterdrücken. Das ist sehr schwierig bis unmöglich, weil der Körper und die Psyche etwas brauchen, was sie nicht ausreichend bekommen. Der Extremhunger ist ein massives Symptom, ein lauter Schrei! Daher funktioniert das Verdrängen auf Dauer nicht.

Nun gibt es viele Stimmen, sogar von „Experten“, die dafür plädieren, den Extremhunger zuzulassen, zu essen, worauf man Lust hat, sich nichts zu verbieten und somit auch eine Gewichtszunahme hinzunehmen. Allein das ist schon wieder massiver Stress für die Betroffenen!

Das Argument lautet, dass durch die viele Nahrungszufuhr und dem Aspekt des Erlaubens der Körper und die Psyche irgendwann „genug“ haben, der Heißhunger dann nachlässt und so auch das Gewicht wieder runter geht. Das ist eine Milchmädchenrechnung, die bei den meisten so nicht funktioniert. Denn beim Extremhunger werden zwar viele und sicher auch ausreichend Kalorien gegessen, jedoch ist die Zusammensetzung der Nahrung nicht das, was der Körper und die Psyche wirklich brauchen. Es geht nicht um die Zahl der Kalorien, es geht darum, wie sich diese Kalorien zusammensetzen. Es geht um molekulare Medizin (dazu in einem anderen Artikel mehr).

Die Frage ist daher nicht, ob man den extremen Hunger, der in Wirklichkeit kein Hunger ist, verdrängen oder zulassen soll. Es braucht einen Ansatz, um die wahren Ursachen zu lösen, so dass der Körper, die Psyche und die Seele nicht mehr verzweifelte Hilfeschreie nach fehlenden Nährstoffen produzieren müssen.

Solange das weiterhin falsch publiziert und empfohlen wird, werden auch in Zukunft unzählige Frauen (und auch immer mehr Männer) unter massiven Essanfällen, Essattacken, Bulimie und Binge Eating leiden.